Chinesische Heilkräuter:
Seit ältester Zeit
ist die Anwendung von Arzneimitteln das mit Abstand wichtigste,
vielfältigste und am feinsten steuerbare Heilverfahren der
Traditonellen Chinesischen
Medizin. Pflanzliche,
mineralische und tierische Stoffe werden in einer individuell
zusammengestellten Rezeptur verordnet. Die bei uns gebrauchten
Arzneimittel sind zum
überwiegenden Anteil pflanzlichen
Ursprungs, einige stammen aus dem Mineralienreich
und ganz wenige aus
dem Tierreich, wobei hier streng auf den Artenschutz Rücksicht
genommen wird und keine Schildkrötenpanzer, Tigerknochen oder
Bärengallen verwendet
werden.
Im 16. Jahrhundert
verfaßte der Arzt und Naturforscher Li Shizhen seinen berühmten
„Abriss der Kräutermedizin“. Das Werk besteht aus 52
Schriftrollen und enthält
1892 Arzneien sowie mehr als 10 000
Rezepturen. Es gilt als „Schatzhaus der
chinesischen Medizin“.
Heute werden etwa 3000 verfügbare Spezialitäten
klassifiziert,
von denen der praktizierende Arzt einige Hundert für
seine Rezepturen benötigt.
Diese Arzneimittel werden
gekocht (Kochanleitung) und als Dekokt (Absud) oder
als Tee über
den Tag verteilt getrunken. Daneben gibt es auch andere galenische
Formen wie Granulate oder Konzentrate. Granulate sind Extrakte aus
Rohdrogen.
Die Kräuter werden dazu in einem komplizierten
Verfahren verarbeitet. Diese
getrockneten, pulverförmigen
Arzneimittel müssen nicht mehr gekocht, sondern
können mit
Wasser vermischt eingenommen werden. Sie eigenen sich besonders
für
die Ferien oder wenn man viel unterwegs ist. Üblicherweise
werden aber Kräuter
angewendet, die zu Hause gekocht werden
müssen. Vor allem für Kinder eignen sich
Konzentrate in
Tropenform, in denen die chinesischen Arzneimittel in einer süßen
Glycerinlösung aufgelöst sind.
Die Wirkung eines jeden
Arzneimittels wird qualitativ eindeutig bestimmt. Beispielsweise
heißt es in der Arzneimittellehre über den frischen
Ingwer, sein Temperaturverhalten
sei neutral bis leicht warm,
seine Geschmacksrichtung scharf, und er wirke in erster
Linie auf den
Funktionsbereich Lunge, auch auf die gesamte Mitte. Die genaue
Wirkbeschreibung ist jedoch noch wesentlich umfassender und präziser
und für den
Einsatz als Heilmittel unerläßlich: Die
Oberfläche wird gelöst, der Ingwer wirkt
schweißtreibend.
Die Mitte wird erwärmt. Ingwer stillt Übelkeit, hebt den
Hustenreiz
auf, außerdem wird Schleim ausgeleitet.
|